Frust und Hoffnung

Unser HANSA-Kolumnist schreibt über Frust und Hoffnung in diesen besonders intensiven HANSA-Zeiten im Kampf gegen den Abstieg aus der 2. Bundesliga. Und über unsere krassen Fans!

Jetzt ist Martin Pieckenhagen also auch weg. Ich habe grad auf Insta diverse Posts und Kommentare dazu gesehen und gelesen und kann mich nicht entscheiden, ob ich es liken soll oder nicht. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass die Glöckner-Verpflichtung Pieckes größter Bock war – klar! Zu den Spieler-Verpflichtungen weiß ich zu wenig. Hinterseer z.B. hat bei Härtel sehr oft gespielt (und auch nicht getroffen). Eventuell wollte diesen Spieler der Coach und der Sportvorstand hat’s dann möglich gemacht – egal! Klar ist aber auch, dass Martin Pieckenhagen einen nicht geringen Anteil an Aufstieg und Klassenerhalt hat – Fakt! Der Zeitpunkt der Entlassung von ihm, nun ja, da kommen mir schon Fragezeichen. Wenn er mit Glöckner zusammen entlassen worden wäre – okay! Aber jetzt? Der Sportvorstand ist ja so etwas wie der Chef für die Spieler, ob das in unserer momentanen Situation gut ist? Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich’s liken soll oder nicht.

Diese Pieckenhagen-Nachricht kam mir heute früh dazwischen, denn eigentlich will ich was über „Frust und Hoffnung“ schreiben, aber im Grunde passt da sowieso alles rein. „Frust und Hoffnung“ wäre auch ein passender Titel für einen Artikel über unser Spiel am Ostersonntag gegen Kiel. Ich habe das Spiel extra nicht live geschaut, weil ich hoffte, dass veränderte Rituale andere Ergebnisse bringen (hat auch schon mal funktioniert: Am 02.10.2021 gewinnen wir überraschend 2:0 in Kiel und ich wandere während des Spiels durch pfälzische Weingebiete), aber diesmal Fehlanzeige. Und trotzdem schreiben alle Spielberichte von „Mut machend“, „drauf aufbauen“, „so wird es was“ oder „Schritt in die richtige Richtung“. Frust und Hoffnung ganz nah beieinander oder besser, in 94 Minuten zusammengepresst.

Am krassesten finde ich unsere Fans gerade. Seit vier Monaten haben wir kein Spiel mehr gewonnen und trotzdem kommen 23.400 ins Ostseestadion und singen: „Wenn wir zusammengehen, wenn wir zusammenstehen, werden wir niemals untergehen“ – Wahnsinn. Und weil ich mir ziemlich sicher bin, dass es vielen von denen im Moment genauso geht wie mir: Nach Niederlagen geht es mir immer besonders Scheiße. Mir wird dann manchmal gesagt, ich soll das nicht persönlich nehmen. Aber das mache ich überhaupt nicht. Es fühlt sich schlicht wie eine persönliche Niederlage an. Meine Emotionen hängen zwischen Trauer, Verzweiflung und Wut fest, mein Körper reagiert mit Magenproblemen und Schlafstörungen und mein soziales Umfeld geht auf Distanz (vielleicht auch besser so). Früher war dieser Zustand ein guter Grund, sich herzhaft zu besaufen… Und das ist doch auch logisch. Wir reden und singen von „FCH bis in den Tod“, von Leidenschaft (da steckt leiden schon drin) und Herzensverein. Das ist eben viel mehr als nur ein Hobby oder sowas ähnliches. Ich habe bei mir irgendwann festgestellt, dass ich drei große Lieben, bzw. Leidenschaften, in meinem Leben habe: Jesus, meine Liebste und HANSA (in der Reihenfolge). Für diese drei Dinge würde ich sehr sehr viel tun. Und wenn es bei einer dieser drei Lieben nicht gut läuft, dann geht es mir eben nicht gut, beschwert es mein Herz, zieht es mich extrem runter – nennt es, wie ihr’s wollt. Aber, werden jetzt vielleicht Einige denken, so eine Liebe wird doch irgendwann mal kühler, normaler, leidenschaftsloser? Bei euch vielleicht, bei mir nicht! Ich bin der lebende Beweis, dass man auch jenseits der 50 noch dieser dummen, unvernünftigen, kindischen sowie Nerven, Zeit und Geld-raubenden Liebe mit Haut und Haaren verfallen sein kann. Und ich habe keine Vorstellung, was passieren soll, dass sich das bis zu meinem Tode nochmal ändert!

Aber jetzt geht man mit (innerlich) hängendem Kopf in die Woche, versucht sein eigenes Leid, mit Berichten über andere Verlierer des vergangenen Wochenendes zu relativieren und beginnt so etwa ab Mitte der Woche, wieder Zuversicht und Hoffnung zu entwickeln. Darum wurden heute auch die Tickets für’s Lautern-Spiel bestellt, Sandhausen und Nürnberg sind fest eingeplant und mein Glauben daran, dass wir die Klasse halten stirbt erst, wenn es wirklich soweit ist!

AHU und Sport frei
vom Rhein an die Ostsee
Olaf Peters

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Von Olaf Peters

Olaf Peters, Jahrgang 1971, war mit sieben das erste Mal im Ostseestadion und leidenschaftet seit dem mit unserem FCH.

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