Es sollte der krönende Auftakt zu einer erfolgreichen Saison 2025/26 werden: Der Besuch des Jubiläumsspiels gegen den traditionsreichen Premier League-Club Aston Villa. Alles war vorbereitet und geplant. Das Stadionticket lag seit Wochen bereit, ich hatte eine schnelle Bahnverbindung von Mannheim nach Rostock gefunden und das Hotel war auch gebucht. Der Plan war, vormittags ankommen, mit Martin von hansanews.de in der Kunsthalle die Ausstellung besuchen, anschließend ein geiles Spiel im Ostseestadion erleben, den Tag mit Fischbrötchen und Bier an der Mole in Warnemünde ausklingen lassen und am Sonntag zum Abendbrot wieder zuhause sein. Wie sagte man früher?: Ich freute mich seit Tagen, wie ein Kleinkind auf die Bescherung.
Aber 32 Stunden bevor die Bahn losfuhr, ging etwa zwei Meter vor meinem Fahrradlenker die Tür eines Kleintransporters auf. Es war zu spät fürs Bremsen oder Ausweichen, also machte ich einen ordentlichen Salto übern Lenker (Haltungsnoten 9,7) und landete ungebremst auf dem Asphalt. Die Röntgenbilder bestätigten später eine Gelenkprellung in der rechten Schulter und ein Rippenbruch auf der linken Seite plus zwei kleine Platzwunden am Kopf. Scheiße, Scheiße, Scheiße!!! Und da ich jetzt nicht so der Medi-Junkie bin, kam für mich eine Morphium-Therapie, um doch fahren zu können, nicht in Frage. Stattdessen sagte ich Martin ab, der wenigstens noch seinen Vater für das Stadionticket fand, stornierte das Hotelzimmer und versuchte mich in „Ruhe und Schonung“. Endlich hatte ich mal wieder Zeit im, seh- und lesenswerten, Buch „Kaperfahrten 2“ von Marco Bertram weiter zu schmökern, und was sehe ich da auf Seite 188? Mich selbst, auf einem Foto aus den 80igern. Danke Marco. Und keine Ahnung wie, aber ich kriegte am Sonnabend mit, dass das Jubiläumsspiel auch auf youtube übertragen wird, statt „nur“ im HANSA-Fanradio. Also schloss ich den Laptop an den Fernseher an und ach du scheiße: das Bild verpixelt, immer wieder unterbrochen, kein Ton. Im Chat wurde da mehrfach auf ServusTV als Alternative hingewiesen, allerdings konnte das ja nur ein Witz sein. Außerdem, pünktlich zum Anpfiff, stand die Leitung und das Spiel begann. Zwar ohne Kommentar, aber so konzentriert sich man sich eh mehr auf das Spiel an sich. Und das ließ sich gut an. HANSA hielt ordentlich dagegen und als Jan Mejdr, an diesem Tag für mich einer der Besten, nach ner Viertelstunde mal auf rechts bis zur Grundlinie durch war, da kam plötzlich Werbung und direkt danach Bilder von einem Werder Bremen-Testspiel (glaube ich zumindest). Hä?! HANSA-TV nochmal neu gestartet, aber das Gleiche wieder: Mejdr auf rechts, Werbung, Bremen. Watt nu? Vielleicht war das mit ServusTV ja Ernst gemeint? Ich gestehe dieser Kanal gehört nicht unbedingt zu meinem üblichen Medien-Portfolio, aber versuchen kann man es ja mal. Also ServusTV in den Browser eingegeben, ein wenig suchen und, tatsächlich, FCH gegen Aston Villa! Gut, am Anfang stand oben links im Bildschirm statt FCH ständig „FHC“ und der Kommentator sprach bis zum Schluss vom Champions League-Teilnehmer Aston Villa, was ja bekanntlich für die nächste Saison nicht zutrifft, aber ansonsten war es fein, dieses tolle und erfolgreiche Spiel unseres FCH wenigstens so, live mitzuerleben. Der deutsche Experte an des Kommentators Seite war übrigens Mirko Slomka und auch er musste am Ende HANSA ein sehr gutes Spiel attestieren, um im Anschluss auch über uns als Aufstiegskandidat zu sprechen. Das tun ja im Moment alle: Die Trainer der 3.Liga, die Buchmacher und sogar eine KI, von MagentaTV befragt. Mir kommt da langsam schon wieder so eine gefährliche Selbstverständlichkeit rein. Wir sollten nicht vergessen, wo wir herkommen (im Oktober vor einem Jahr standen wir auf Platz 18). Diese Liga wird mit Sicherheit auch in dieser Saison fies und definitiv lang (also die Saison, nicht die Liga). Wenn wir nach den ersten zehn Spielen 25 Punkte auf dem Konto haben, und im Pokal eine Runde weiter sind, dann können wir nochmal über das Thema reden. Und bis dahin steht uns Demut ganz gut.
Zumal ja unsere neue Trikotkollektion alles andere als demütig daherkommt. Schicke Teile, kein Rotes dabei und beim Retrostyle-Heimtrikot 96/97 zu zitieren, ist ja auch eine Form von: Wir wissen wo wir herkommen. Nee im Ernst, in der Sache haben wir mit Mizuno echt nen Glücksgriff gemacht. Über die Preise könnte man natürlich ein paar Worte verlieren, aber ich sage es mal so: Den „modernen Fußball“ kritisieren und gleichzeitig jedes Wochenende ein Spiel sehen wollen in einem stimmungs-vollen, sicheren Stadion, da passt irgendwas nicht. 11 Freunde wetterten im Sommer ordentlich gegen die Klub-WM und trotzdem wurde in der hauseigenen App fleißig auf jedes Spiel hingewiesen. (???)
Egal, auf der HANSA-App läuft schon wieder der Countdown zum ersten Punktspiel gegen Aue. „Auf geht‘s HANSA, kämpfen und siegen!“, ich freu mich.
AHU und Sport frei
vom Rhein an die Ostsee
Olaf Peters