Rückblende auf das Endspiel

Während in London ein Buch vor der Veröffentlichung mit Maschinengewehren bewacht wird und die „Tour de Dope“ mittlerweile von stotternden SAT.1-Moderatoren präsentiert wird, erscheinen endlich die Spielzeit-Sonderhefte.

Während in London ein Buch vor der Veröffentlichung mit Maschinengewehren bewacht wird und die „Tour de Dope“ mittlerweile von stotternden SAT.1-Moderatoren präsentiert wird, erscheinen endlich die Spielzeit-Sonderhefte. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er bald wieder losgeht, der Bundesligaalltag! (ehrlich, ich kriege kein Geld dafür wenn ich das schreibe, aber trotzdem: holt euch das 11Freunde-Sonderheft. Ich find’s klasse.) Und während ich an den Ligastart denke, fällt mir auf, wie sehr diese gespannte Vorfreude dem Zustand ähnelt, in dem man sich befunden hat, bevor man es das erste Mal tat (nein, nicht was ihr denkt, ich meine zum ersten Mal Sex!). Erinnert euch: Man konnte es kaum noch erwarten, wusste nicht wie es sein wird und wie es danach weiter gehen würde, war auch ziemlich unklar. Ich meine, wer kann jetzt schon sagen, wo HANSA am Ende stehen wird? Wer weiß schon, wie viel Freude, Stolz, Trauer oder Unverständnis wir in den nächsten zehn Monaten empfinden werden? Und gerne würde ich jetzt schreiben: ‚Möge HANSA es am Ende dieser Saison nicht ganz so spannend machen.‘ Aber seien wir ehrlich, ohne die große Spannung vorher, wäre die Freude nachher nur halb so schön gewesen (ich sag ja, wie beim ersten Mal)!

Und da diese Freude so groß war, habe ich mir gedacht, in dieser Kolumne blicke ich noch einmal zurück. Zurück auf ein denkwürdiges Datum der jüngeren HANSA-Geschichte: den 20. Mai 2007 – das Endspiel! (und Gründungsdatum meines Fanklubs „Südwestkurve“) Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Leser diesen Tag in Rostock und im Ostseestadion verbracht haben..? Das war mir aus dienstlichen Gründen leider nicht vergönnt. Und so habe ich einen ganz speziellen Blick auf diesen letzten Spieltag der 2. Bundesliga 2006/07.

Rückblende: „Natürlich geht es wieder einmal um Auf- und Abstieg: drei Mannschaften können noch aufsteigen. Neben unserer HANSA-Kogge noch Duisburg und Freiburg (die mir sympathischer sind). Rostock hat die beste Voraussetzung, da zwei Punkte Vorsprung, und damit selbst bei einem Unentschieden noch aufgestiegen wird. Frei- und Duisburg sind punktgleich, darum zählen eigentlich nur Siege. (Wenn HANSA allerdings nur Unentschieden spielt, könnte Freiburg mit einem Drei-Tore-Vorsprung-Sieg auch noch aufsteigen. Ja, so sieht höhere Fußball-Mathematik aus!) Am Tabellenende ist es noch komplizierter. Vier Mannschaften mit jeweils 35 Punkten wollen von zwei Abstiegsplätzen weg: Offenbach (gegen Braunschweig), Essen (gegen Duisburg), Jena (gegen Augsburg) und Unterhaching (gegen Rostock).

Okay, auf meine „arena-Konferenz-Kneipe“, sprich den einzigen brauchbaren Pub in Ludwigshafen am Rhein. Schwüle Luft und ne blöde Erkältung sorgen für permanente Schweißausbrüche bei mir (genauso wie die zuerst noch verschlossene Tür des Pub). Der Schweiß, und der mit ihm verbundene Geruch, stören heute allerdings weniger, schließlich will ich heute kein Frau kennen lernen, sondern meinen Klub zum Aufstieg fiebern. Endlich vor der Leinwand angekommen, grübele ich kurz über die Getränkeauswahl nach. Schließlich ist mein Blutalkoholgehalt noch von den gestrigen (enttäuschenden, die Schwaben sind selbst zum Feiern zu geizig!) Meisterfeierlichkeiten in Stuttgart erhöht, und auf meinem Abreißkalender war heute früh, ein Zitat von Sepp Herberger zu lesen: „Hans, trinken Sie nicht so viel! In acht Wochen haben wir ein schweres Spiel in Brüssel gegen Belgien.“ Das hat der Sepp zu Hans Schäfer bei der Siegesfeier nach dem Gewinn der WM ’54 gesagt. Ich entscheide mich, aus (Aber-)Glaubensgründen trotzdem für ein 0,4er Kilkenny, da ich letzte Woche, beim 2:1-Auswärtssieg in München, auch das helle Irische trank.

14:05 Uhr, die Konferenz hat begonnen. Es setzt sich noch ein jüngerer Typ zu mir an das Fass, der, wie sich später raus stellt, Rot-Weiß-Essen Fan ist und ne Freundin hat, die für Duisburg fiebert (Arme Sau!) Nach 20 Minuten steht es im Ostseestadion 2:0 (Yelen macht ein 40-Meter Freistoßtor), Freiburg ist nervös und Duisburg kriegt gegen Essen kein Bein auf den Rasen. Das heißt Rostock und Freiburg sind, momentan, aufgestiegen und Essen nicht abgestiegen, was den jungen Mitgucker freut (und mich für ihn). Am Ende der ersten Halbzeit steht es immer noch 0:0 in Duisburg, Freiburg bekam einen 100%igen Elfer nicht, schießt dann, durch ein Billardtor, das 1:0 und Haching hat in Rostock das Anschlusstor geschossen. Noch ein Kilkenny bitte! In der Halbzeitpause diskutieren wir die Möglichkeiten (und seine MSV-Freundin mischt sich per sms ein): Falls Haching den Ausgleich schafft, reicht Freiburg ein 3:0 um an HANSA vorbei zu ziehen. Allerdings, solange Duisburg gegen Essen nicht führt (was gerade der Fall ist), steigt Rostock doch noch auf, und Essen nicht ab. Eine dünne Schicksalsgemeinschaft hat sich gebildet zwischen dem jungen Spezitrinker und mir. (Zumal sowohl Rostock als auch Essen heute in gelb/blau spielen.)

Zweite Halbzeit: Duisburg geht nach einem unberechtigt gegebenen Elfmeter in Führung und in Freiburg fällt das 2:0. Auf einmal schaut Alles nach Rostock, weil, wenn hier Haching den Ausgleich schießt, Duis- und Freiburg die Aufsteiger wären. Die emotionale Verbundenheit zwischen dem jungen Rot-Weiß-Essen-Fan und mir wird auf einmal sehr stark! Allerdings schießt Duisburg nun das 2:0. Jetzt wird es turbulent. Der Essen-Fan neben mir sympathisiert allmählich mit Augsburg (die den Ausgleich gegen Jena geschafft haben) und mit Braunschweig, die gegen Offenbach noch einen Punkt machen könnten. Meine Sympathien für den SC Freiburg haben sich in Luft aufgelöst, da HANSA es nicht schafft, den Sack zu zu machen, und Duisburg mittlerweile 3:0 führt. Und dann, in der 85. Minute, schießt Rahn (wieder einmal) ein grandioses Freistoßtor zum 3zu1! Der Aufstieg ist perfekt, egal wie die Anderen spielen! Bei mir machen sich langsam Freudentränen breit, obwohl der Biernachschub auf sich warten lässt. Mein Fassnachbar wird immer ruhiger und realisiert, dass sowohl Offenbach als auch Jena Punkte machen (letztere sogar einen Auswärtsdreier in Augsburg) und das bedeutet, dass seine Rot-Weißen in die Regionalliga müssen. Ich sage ihm, dass es mir Leid tut, er gratuliert mir, verabschiedet sich und verlässt dann ziemlich geknickt das Lokal. Es tut mir wirklich Leid für ihn, und gleichzeitig freue ich mir ne Bolle in den Bauch, als ich endlich all die feiernden Menschen in „meinem“ Ostseestadion sehe. Bundesliga wir sind wieder da!

Auf dem Nachhauseweg fällt mir ein, dass ich mir nun wohl eine andere „arena-Kneipe“ suchen muss, denn im pfälzischen Ludwigshafen will man ja nur die Liga sehen, in der Kaiserslautern spielt. Und der FCK hat seinen Aufstieg ja Anfang des Jahres gegen HANSA verspielt. Das tut mir aber Leid!

Ja, so spannend und am Ende glücklich war die letzte Saison. Wie gesagt, keine Ahnung was in der Nächsten passiert, aber ich freu mich drauf!

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Von Olaf Peters

Olaf Peters, Jahrgang 1971, war mit sieben das erste Mal im Ostseestadion und leidenschaftet seit dem mit unserem FCH.

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