Nachdem meine letzte Kolumne je nach Lesweise entweder „emotional ehrlich und berührend“ oder „häng dich doch auf du Beule mäßig“ war, habe ich mir gedacht, ich schiebe, vor meiner Kolumnen-Sommerpause, noch eine nach, so als Lebenszeichen. Denn schließlich sind die Tränen getrocknet, der Schmerz vergessen und kik nicht mehr unser Trikotsponsor, also: „Alles wird gut!“ Und bei HANSA Saison-Kassensturz gemacht. Die, mehr oder weniger, verdienstvollen Abgänger bekamen ein Abschiedsessen im kleinen Kreis, die Vereinsbosse haben abrechend getagt und, zumindest offiziell, nicht wirklich Neues vermelden lassen und HANSA’s Zweite spielt ab nächster Saison im Ostseestadion, Glückwunsch zum Aufstieg Jungs! Ach, und dann gibt es ja noch diese T-Shirt-Aktion „Leidenschaft kennt keine Liga“. Nun darf man von solchen PR-Aktionen halten was man will, in diesem Fall finde ich die Botschaft allerdings richtig gut, „HANSA forever“ in anderen Worten! Ich habe mir jedenfalls gleich ein Shirt besorgt und trage es auch.
Und damit sind wir in der Sommer-EM-Pause. Das merkt man daran, dass draußen der Planet brennt als ob der Rhein ein Nebenfluss des Nil wäre und daran, dass wieder überall Deutschlandfahnen und Fußbälle zu sehen sind. In einer Woche beginnt die EM. (Geht es euch eigentlich auch so wie mir und dem Bundestrainer, dass ihr ständig WM sagen wollt?) Und da sind sie auch schon wieder, die absurden Werbebotschaften, die einen Zusammenhang zwischen irgendwelchen Produkten und einem kontinentalen Sportwettbewerb herstellen sollen: Saturn verkauft jetzt die „fairste EM-Karte“ (eine SD-Speicherkarte für 7 Euro), im Europapark Rust wird die „Miss EM“ gesucht und in einer Fußballzeitschrift wird von einem dubiosen Geldinstitut mit „16:9 für unsere Jungs“ geworben. (Bei Letzterem handelt es sich übrigens um einen Kredit mit dem man seinen Flat-TV finanzieren soll. Völlig beknackt!) Worauf ich mittlerweile regelrecht warte, ist das erste reine Frauenprodukt für das mit Fußball geworben wird. Vielleicht mit einer Botschaft wie:“ Trag diese Slipeinlage beim Public Viewing, dann klappt’s auch mit dem Nachbarn!“ Die nächste WM ist in zwei Jahren… Aber gut, jetzt ist erstmal EM. Wo unsere Jungs am Ende landen werden, mag ich im Moment echt noch nicht sagen, denn ich halte unsere Gruppe nicht gerade für eine leichte. Was ich aber sicher weiß, und worauf ich mich freue, ist wieder wochenlang ungeniert bekennender Fußballfan zu sein. Eine Geburtstagseinladung liegt im Postfach und der Gastgeber weist gleich darauf hin, dass das Eröffnungsspiel natürlich zu sehen sein wird. Ob man mit ins Theater geht, wird man gefragt und antwortet: „Sorry, aber an dem Abend spielt Deutschland“. Die verständnisvolle Reaktion: „Achso, na klar. Okay, ein anderes Mal“. Und wenn der Ball erst rollt, dann macht man sich auf öffentlichen Plätzen mitten in der Stadt nachmittags um fünf das erste Bier auf, und keinen stört’s! Oh man, ich liebe diesen Sport!