Fußball kann so grausam sein

Eigentlich wollte ich in dieser Kolumne provokant die Frage stellen: Wie weit ist der deutsche Fußball mittlerweile, wenn man sich als HANSA-Fan in der Ferne ein Alibi ausdenken muss, um an Tickets für das letzte Spiel der Saison in Düsseldorf ran zu kommen, ohne seine Identität preis zu geben?

Aber es ist zehn vor sechs am 17.

Eigentlich wollte ich in dieser Kolumne provokant die Frage stellen: Wie weit ist der deutsche Fußball mittlerweile, wenn man sich als HANSA-Fan in der Ferne ein Alibi ausdenken muss, um an Tickets für das letzte Spiel der Saison in Düsseldorf ran zu kommen, ohne seine Identität preis zu geben?

Aber es ist zehn vor sechs am 17. April 2010, normalerweise würde ich in wenigen Minuten die Sportschau einschalten und mir, mit Bier und gemütlicher Ruhe, die wichtigsten Infos zum Fußball in der dritten, zweiten und ersten Liga reinziehen. Ich will aber nicht, denn dann müsste ich diese Niederlage von heute Nachmittag gegen den FSV im Ostseestadion noch mal ansehen.

Diese Niederlage, die mir Tränen in die Augen trieb. Diese Niederlage, die mich alle anderen Menschen irgendwie hassen ließ, weil es ihnen anscheinend gut ging. Diese Niederlage, die mich dazu bringt, seit Ewigkeiten mal wieder das letzte Album von „The God Machine“ auf zu legen (weil es so gut zu meiner Stimmung passt). Diese Niederlage, die mich dazu treibt, allein sein zu wollen, um mich gepflegt mit Alk ab zu schießen. Diese Niederlage, die so weh tut, weil sie tatsächlich den Untergang der Kogge bedeuten kann.

Ich meine was kann man als treuer Fan denn noch tun? Wir fahren zu Auswärtsspielen, sind nach zwei Platzregen mit Hagel nach 20 Minuten nass bis auf die Haut, und supporten trotzdem wie wild unseren FCH! Wir ertragen unter der Woche Mails wie: „Sorry für Karlsruhe, aber im Abstiegskampf werden keine Gefangenen gemacht.“! Wir reißen uns nach einer langen Partynacht zusammen, um trotzt bescheuerter Anstoßzeiten rechtzeitig in einer Sky-Bar zu sitzen! Wir laufen kilometerweit dorthin! Wir verprassen während des Spiels viel zu viel Geld für Bier, nur weil wir hoffen als Sieger vom Platz zu gehen! Alles um am Ende als Verlierer Spießruten zu laufen, zwischen in der Sonne sitzenden, einkaufenden, sich küssenden und irgendwie schrecklich glücklich wirkenden Menschen. Wie sagte mal ein Reporter: „Fußball kann so grausam sein“. Ja!

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Von Olaf Peters

Olaf Peters, Jahrgang 1971, war mit sieben das erste Mal im Ostseestadion und leidenschaftet seit dem mit unserem FCH.

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