Moin, am Sonntag, nach unserer Niederlage am Millerntor, wollte ich schreibend meinen tiefen und anhaltenden Frust loswerden und mich auskotzen über Sätze wie: „Hansa stand am Ende trotz bester Chancen mit leeren Händen da.“ aus dem kicker-Spielbericht. Aber schon am Abend, und vor allem am nächsten Tag, kamen die Nachrichten von den Vorkommnissen rund ums Spiel, die durch Fans in HANSA-Outfits verbockt wurden. In einer dieser Nachrichten wurde Robert Marien zitiert und sagte sinngemäß, dass uns all das um Jahre zurückwirft. Ich stimmte ihm sofort zu und musste an zerkloppte Gästeklos im alten Ludwigspark in Saarbrücken denken (mittlerweile ist das Stadion komplett umgebaut!) oder an die brennenden Klos in Großaspach (der Verein spielt mittlerweile 4. Liga!). Aber mir fielen auch Geisterspieltickets fürs Ostseestadion ein, die wir kaufen mussten, weil sogenannte HANSA-Fans sämtliche Grenzen und roten Linien gerissen hatten. All das kam bei mir wieder hoch, obwohl es doch eigentlich längst vergangen ist!? Aber offensichtlich ist der Mensch tatsächlich vor allem großartig darin, aus Vergangenem nicht zu lernen, sondern Fehler zu wiederholen. Keine Ahnung ob es daran liegt, „dass manche zu dicht an der Wand geschaukelt haben“, ihnen keine gute Kinderstube zuteil wurde oder das deutsche Bildungssystem versagt hat, Tatsache ist, dass diese ganze Scheiße kein Mensch braucht!
Und doch gibt es noch welche, die aus der Vergangenheit lernen, dachte ich, als ich die Stellungnahme unseres Vereins mit dem Titel „Quo vadis“ las. Denn während früher von Vereinsseite feindselig pauschale Vorurteile gegen die eigenen Fans bedient und danach sanktioniert wurde, gibt es heute eine klare, mutige aber auch differenzierte und sachliche Auseinandersetzung mit den Vorfällen. Sätze wie: „Die sinnlose Zerstörung von Toiletten und Kiosken, Steinwürfe auf Züge und vereinseigene Busse, die Gefährdung von anderen Menschen – rote Linien, die für den F.C. Hansa Rostock indiskutabel sind.
Um es ganz klar und deutlich zu benennen: Körperliche Gewalt, Gegenstände werfen, Böller, Leuchtspurraketen oder Pyro, die die Hand verlässt und somit für andere ein Risiko darstellt – sind No-Gos. Punkt!“ machen das mehr als deutlich und ich unterschreibe jedes einzelne Wort davon! Dass sich unser Verein weder „in die rechte noch in die linke Ecke rücken“ lässt, finde ich ebenfalls geil. (Dass der Verein unpolitisch ist, ist dann doch eher Wunschdenken, so habe ich es zumindest im Staatsbügerkunde-Unterricht gelernt.) Und auch bei der Darstellung der Ereignisse in Hamburg ist eine klare und differenzierte Haltung gegenüber Fans und Ordnungskräften zu lesen, so muss es sein.Und dann fallen eben auch die Sanktionen wie Choreoverbot und keine Ticket-Kontingente maßvoll und richtig aus.
Am Freitagnachmittag las ich dann noch die Stellungnahme unserer aktiven Fanszene zu dem ganzen Scheiß, mit Einsichten wie: „Bei aller Brisanz und Bedeutung, die das Spiel gegen diesen Verein für uns als Fanszene hat, machen wir es kurz: die Geschehnisse am vergangenen Sonntag haben Grenzen überschritten, waren einfach nur dumm und idiotisch.“ (das war früher auch mal anders) und da kam mir dann der Gedanke: Hey, vielleicht sagen wir irgendwann mal, dass dieses Spiel auf Sankt Pauli im Jahr 2023 die Wende zu etwas richtig Gutem für unseren F.C. HANSA war. Nennt mich gerne einen Träumer, aber meinen Optimismus lass ich mir nun mal nicht nehmen, auch nicht für unser Spiel gegen den KSC heute.
AHU und Sport frei
vom Rhein an die Ostsee
Olaf Peters
1 Kommentar
Hansa hat so viele Probleme mit Linksextremisten, da muss man sich natürlich gegenüber rechts UND links abschotten!!! Selten so gelacht. Das Unpolitisch-Geschwätz ist so 90er, dass man meinen könnte, Geldkofferkohl hat es persönlich diktiert. Man muss keine Che Guevarra-Banner schwenken, um das Einhalten von Menschenrechten als Mindestmaß zu verlangen, denn unpolitisch gibt es nicht! Hansa hat ein ganz klares Problem mit rechten, rechtsextremen und sogar geschichtsrevisionistischen („Pommern bleibt deutsch“ – so ein Dreck) Positionen. Das mal zu benennen, würde dem Verein gut tun. Als größter Verein des Bundeslandes muss Hansa auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und es nicht als „gesamtgesellschaftliche Probleme“ abwälzen, für die man nichts kann (deshalb also liefen die Onkelz zum Einlaufen) und für die man keine Verantwortung übernehmen will. Sich klar gegen Rechts zu positionieren, bedeutet nicht, dass man links ist, sondern dass man zu zivilisatorischen Mindeststandards steht!