Noch ein Schritt bis ins Finale der Frauen-EM 2025: Der Glaube bei den DFB-Frauen ist größer denn je – doch nun wartet Weltmeister Spanien.



Die „Schwarze Bestie“ kämpft ums Finale
In ihrer Rolle als „bestia negra“ fühlen sich die deutschen Fußballerinnen sehr wohl. Das denkwürdige Drama gegen Frankreich war kaum verarbeitet, die frische Energie gerade erst mobilisiert, da scheuten sich Ann-Katrin Berger und ihre Kolleginnen nicht mehr vor kernigen Kampfansagen an den Weltmeister. Er könne versprechen, betonte Bundestrainer Christian Wück vor dem vorletzten Schritt zum großen Ziel, „dass wir den Spanierinnen einen heißen Tanz liefern werden“.
Als Favorit geht die deutsche Auswahl zwar nicht in den Halbfinal-Kracher am Mittwoch in Zürich, die wahnsinnige Willensleistung in Unterzahl, die Fußball-Deutschland begeisterte, befeuerte den Glauben an den neunten EM-Titel dennoch extrem. Und sie hinterließ mächtig Eindruck im Lager der Spanierinnen, für die das deutsche Team ohnehin eine „Schwarze Bestie“ ist, also der Angstgegner.
Spanische Passmaschinen stoppen
Sie sei nicht erst seit dem kräftezehrenden Elfmeter-Krimi im Viertelfinale „der Überzeugung, dass kein Team gerne gegen uns spielt“, sagte Sportdirektorin Nia Künzer. Um wie schon vor drei Jahren in England den Einzug ins EM-Finale zu schaffen, muss die DFB-Auswahl aber ihrem Ruf gerecht werden – und die Passmaschine mit den zweimaligen Weltfußballerinnen Aitana Bonmatí und Alexia Putellas stoppen.
Millionen Fans vor dem Fernseher dürften erneut die Daumen drücken, auch Bundeskanzler Friedrich Merz, der zu einem möglichen Finale nach Basel reisen würde. Mitfiebern wird auch Edelfan Wolfgang Petry, der das Team vor der EM besucht hatte. Offen ist, ob der Schlagerstar der Einladung der DFB-Frauen nach Zürich folgen wird.
Unabhängig davon müsse sowieso jetzt „jede Mannschaft Angst vor uns haben“, tönte die Viertelfinal-Heldin Berger. Dadurch, dass die deutschen Fußballerinnen den personellen Widerständen im Turnier, aber auch den sportlichen gegen Frankreich getrotzt hätten, seien ihnen „noch ein paar Flügel gewachsen, die uns enorm viel Selbstvertrauen für die neuen Aufgaben geben“, betonte Sophia Kleinherne. Alle dürften „wirklich von dem ganz, ganz Großen träumen“.
Bundestrainer Wück bastelt an Aufstellung
Auf Wück wartet wegen der Verletzung von Sarai Linder (Sprunggelenk), des Ausfalls von Rotsünderin Kathrin Hendrich und der Gelbsperre von Sjoeke Nüsken jedoch abermals eine Bastelei. Als Optionen für Nüsken kommen etwa Sydney Lohmann oder die erfahrene Sara Däbritz infrage. Defensiv könnten Carlotta Wamser nach abgesessener Rotsperre oder Kleinherne auf der rechten Seite zum Zuge kommen.
Man habe gesehen, „dass Widerstände uns nicht zurückwerfen, sondern eher noch stärker machen“, betonte Angreiferin Giovanna Hoffmann, die erneut den Vorzug vor Torjägerin Lea Schüller erhalten könnte: Jede im Team sei in der Lage, „Verantwortung zu übernehmen“, es komme nun auf „ähnliche Tugenden“ wie gegen Frankreich an. Kapitänin Janina Minge ist sich jedenfalls „ganz sicher, dass wir auch die Spanierinnen packen“.
Bilanz zwischen Deutschland und Spanien
Die Bilanz spricht zumindest eine eindeutige Sprache: In acht Duellen gab es fünf Siege und keine Niederlage für das deutsche Team. Zuletzt gewannen die DFB-Frauen in der EM-Gruppenphase 2022 (2:0) und im Spiel um Olympia-Bronze im Vorjahr (1:0), als Torhüterin Berger mit einem gehaltenen Elfmeter in der Nachspielzeit zur Matchwinnerin avancierte.
Sie wisse, „dass Deutschland eine der besten Mannschaften der Welt ist“, sagte Putellas, die mit Spanien erstmals den EM-Thron erobern will. Es gebe aber „immer ein erstes Mal. Das Ziel ist natürlich, das Finale zu erreichen, und das bedeutet, Deutschland zum ersten Mal zu schlagen.“