Herrje, da verspätet man sich mal mit seiner monatlichen Kolumne um eine Woche und schon überschlagen sich die Ereignisse in Fußball-Deutschland. Wo fange ich denn an? Na gut am Besten vorne (ja ja ich weiß, logisch!): Also das BGH-Urteil zum Thema Stadionverbote. Was bitte ist das denn für ne Scheiße geworden. Ich meine, wenn ich in einer Kneipe, warum auch immer, mal so richtig Stress mache, dann kann ich verstehen, dass der Wirt mich ein Jahr lang nicht mehr sehen will. Aber was mir echt nicht in die Birne geht, dass ich gleich in der ganzen Stadt Kneipenverbot haben soll. Und bei dem BGH-Urteil geht es ja sogar noch weiter. Du musst noch nicht mal selbst Stress gemacht haben. Es reicht wenn du nur in der Nähe des Stressmachers gesessen hast, um in der ganzen Stadt Kneipenverbot zu bekommen. Mir sagt dieses Urteil vor allem eins: Der/die DFB/DFL sind ziemlich mächtig in diesem Land, quasi ein Staat im Staat mit eigenen Gesetzen. Um hier nicht falsch verstanden zu werden, ich hab auch keinen Bock auf Stressmacher im Block, aber ich möchte mich weiterhin, im Eifer des Gefechts, aufregen und auch mal unfair sein dürfen, ohne gleich verhaftet zu werden!
Na gut. Kommen wir nun, wie passend, zum nächsten Highlight der letzten Wochen, dem St. Pauli-Spiel. Mir ging es nach dem Spiel ähnlich wie dem Kommentator auf HANSAFANS.de, ich wusste erstmal gar nicht was ich sagen soll. Zum ganzen Drumherum möchte ich an dieser Stelle nur ein Banner zitieren, das an dem Abend im Ostseestadion gesichtet wurde: „Scheiß auf Politik, wir hassen euch aus Prinzip!“ Für mich bringt dieser Satz alles auf den Punkt, was das Nichtsportliche betrifft (außerdem ist es ein guter Reim und durch den Rhythmus als Sprechgesang zu gebrauchen). Das was am nächsten Tag als offizielle Auswirkungen so veröffentlicht wurde, halte ich, bei so einem Spiel, für echt im Rahmen. Was mich dagegen richtig angefickt hat, neben dem unverdienten Ergebnis, waren nicht die geworfenen Pyros der Pauli-„Fans“ (so was habe ich von HANSA-„Fans“ in Karlsruhe auch schon gesehen), auch nicht die Kopf ab-Geste von Naki nach seinem Tor (ich sag nur: Andere Kulturen, andere Ausdrucksweisen), nein es war die „Pauli-Fahne in den Rasen stemmen Geste“ von dem selben Naki nach dem Abpfiff. Denn da war kein Freudentaumel-Affekt mehr dabei, das war pure Provokation! Und solch ein Symbol von „Landnahme“ kennt man in jeder Kultur. Das war ein ekelhafter Schmerz den ich in dem Moment empfand, fuck off!
Aber egal, am Ende blieb viel Frust und der Montagsspiel-Fluch unseres FC HANSA. Um mich davon ein wenig abzulenken, schaute ich am Wochenende (vor unserem nächsten Montagsspiel in Aachen) mal wieder bei Bundesliga Eins rein. Und was war da (mal wieder) das vorherrschende Thema? Die Loser-Bayern. Ich glaube mittlerweile, wenn die Klinsmann behalten hätten, ständen die im Moment viel besser da (und ohne Strafen gegen Lahm und Toni). Folgerichtig las man am Montag auf allen Titelbildern der Fachpresse was vom Krisen-FCB und in Berlin schmiss man ne Riesen-Domino-Party zum 20.Jahrestag von Schabowskis Irrtum. Okay, an dem Abend spielte auch noch unser FCH am neuen Tivoli, aber dazu nur soviel: Wenn zum, schon oft beschriebenen, Fluch auch noch falsche Schiri-Entscheidungen dazu kommen, dann stecken wir wirklich schon wieder mitten drin im Abstiegskampf (und das nächste „Topspiel der Liga“ gegen Cottbus ist schon angesetzt, na Gute Nacht).
Aber am nächsten Abend änderten sich die Schlagzeilen in allen Fußball-Medien (was den Bayern wahrscheinlich Recht war), denn ein wirklich guter deutscher Nationaltorwart hatte Selbstmord begangen. Ich kann mich an ein Interview mit Robert Enke in 11Freunde erinnern. Nachdem ich das gelesen hatte, dachte ich: Der Typ ist sympathisch, aber auch ziemlich grüblerisch drauf. Ich finde es gut, dass Paule Beinlich am Wochenende sein Abschiedsspiel durchzieht und dabei Enke gedenken wird. Das ist der richtige Weg damit umzugehen. Nach dem Warum zu fragen, macht keinen Sinn. Das Leben anzuhalten, auch nicht. Rest in Peace, Robert! Ich wünsche Dir, dass Du nun den Frieden gefunden hast, den Du suchtest.