Ich schreibe mal wieder eine Kolumne für die HANSA NEWS. Vor über sechs Jahren habe ich das das letzte Mal getan. Und dass das heute geschieht, hat eigentlich nur mit seltenen aber freundlich-penetranten „Ich meld mich einfach mal wieder“-Mails des Betreibers dieser schönen Webseite zu tun. Er hat mir sogar Zitate aus meinen eigenen Kolumnen von anno dazumal geschickt, hier ein Beispiel aus dem Jahr 2007: „Ob wir dafür noch einen Knipser im Angriff brauchen, Gledson unserer Abwehr (wieder) gut tun würde, und wie wir doch noch den UI-Cup erreichen können, darüber in der nächsten Ausgabe mehr.“ Erinnert sich noch irgendjemand daran? Also ich nicht. Was bitte schön war denn der UI-Cup?
Erinnerungen sind etwas Faszinierendes: Sowohl bei sich selbst (Was aus der Vergangenheit ist eigentlich hängen geblieben und was nicht?), bei verschiedenen Menschen (Immer wieder schön der Unterschied zwischen Frau und Mann beim Thema Erinnerungen.) und natürlich bei Fußballfans. Mich begeistern ja diese (wenigen) Fans, die dir noch nach Jahren erzählen können, welcher Spieler bei dem einen Spiel in der 26. Minute den Einwurf brachte, welcher dreieinhalb Minuten später zum Siegtreffer durch XY auf der anderen Seite führte … faszinierend! Ich kann das nicht. Mein letztes Spiel im Stadion (nach 1 Jahr, 7 Monaten und 23 Tagen!) war unser Heimsieg gegen Düsseldorf im Oktober. Fragt mich jetzt nicht, wer unsere zwei Tore geschossen hat. Aber fragt mich, wie die Fahrt nach Rostock und die Atmosphäre vor und im Ostseestadion war oder welchen überteuerten Fanartikel ich direkt nach dem Sieg gekauft habe, an diese Dinge erinnere ich mich. So ist das mit den Erinnerungen.
Und wenn ich jetzt, vier Tage vor dem Winterpausenende, in die HANSA-Runde frage: Woran erinnert ihr euch noch aus dem letzten Jahr? Dann werden sicherlich die Meisten sagen: „Na der Aufstieg!“ Stimmt, das war ne unvergessliche Party rund ums, und nach dem Spiel, im Ostseestadion auf der Süd. Aber erinnert sich auch noch jemand daran, wie knapp dieser Aufstieg war? (Und damit meine ich nicht das duselige 1:1 am letzten Spieltag). Im „AHUFSTIEG“-Bildband unseres FCH ist die komplette Abschlusstabelle der letzten Saison abgebildet. Erschreckend! Nur wegen der, um drei Tore, besseren Differenz standen wir auf Platz Zwei vor Ingolstadt. Wir hatten gleich viele Siege, Unentschieden und Niederlagen. Der FCI hatte sogar mehr Tore geschossen als wir … Keine Ahnung wo wir heute wären, wenn wir hätten Relegation spielen müssen?. Aber, Erinnerungen sind eben faszinierend.
Am Ende möchte ich noch auf ein Zitat hinweisen, das bei mir aus dem letzten Jahr total hängen geblieben ist. Und ich meine nicht das „besser als jeder Sex, ich alter Traktor“-Zitat vom verdienstvollen Jan Löhmannsröben. Nein, ich meine das für unseren Coach Härtel untypisch lässige: „Wenn es läuft, muss man es laufen lassen.“-Zitat nach dem zweiten Sieg in Folge in Regensburg. Was für ein prächtiger Satz! (Warum gibt es den noch nicht auf T-Shirts?!) Ich finde dieser Satz gehört in eine Galerie mit tiefgründigen, historischen Weisheiten wie: „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss“ von John Wayne aus dem Jahre 1939 oder auch: „So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere“ von Lukas Podolski aus dem Jahr 2006.
Okay, und nun genug mit dem Schwelgen, schauen wir nach vorne und schaffen uns neue Erinnerungen. Am besten mit einem Sieg im leeren (KOTZ!) Ostseestadion gegen Hannover am Freitag!
AHU und Sport frei
vom Rhein an die Ostsee
Olaf Peters