Hansa-Buch: Kaperfahrten

Die Kaperfahrten von Autor und Herausgeber Marco Bertram werden fortgesetzt. Wir stellen euch das neue Hansa-Buch im Band II (1973 bis 2025) mit Leseproben vor.

Nach zwei Jahren intensiver Arbeit ist es endlich soweit! Die Kaperfahrten von Autor und Herausgeber Marco Bertram werden fortgesetzt – Band II kam kürzlich aus dem Druck. Wir stellen euch das neue Hansa-Buch vor!

Kaperfahrten II – 65 Grad Kurs Ost-Nordost

In dem umfangreichen Hansa-Buch geht der Blick zurück in die 1970er und 1980er Jahre, als es mit der Simson von Malchin nach Rostock oder in einer „polnischen Bomberjacke“ (Wattejacke) auswärts nach Leipzig-Leutzsch und Erfurt ging. Abstiege, Aufstiege, eisige Katastrophenwinter, lange Touren nach Nitra und Ostrava. Mal flog das Gepäck aus dem D-Zug, mal wurde nächtelang in der Bahnhofsmitropa gezecht, und mal wurde unter dem morschen Gebälk einer Ruine gepennt.

Gleichzeitig wird der Bogen auf 512 Seiten bis in die Gegenwart geschlagen. Bis zum genialen Aufstieg 2021 und dem Blick in die Zukunft. Zu Wort kommen Hansa-Fans aller Couleur, die teils seit Ende der 1960er und Mitte der 1970er dem FC Hansa die Treue halten. Ergänzt wird das Ganze durch Berichte aus jüngerer Vergangenheit und einem halb-fiktiven Roman-Kapitel zu Beginn des Buches. Das Ganze ist eine aufregende, spannende blau-weiß-rote Kaperfahrt durch die Jahrzehnte.

Hansa Rostock – Zeitreise von 1973 bis 2025

Segel setzen, Kurs aufnehmen, 65 Grad Ost-Nordost. Band II ist eine weitere echte Liebeserklärung an den besten Club der Welt. Ahu!

Leseproben aus Kaperfahrten II

Wir haben drei Leseproben für euch bekommen, die einen Vorgeschmack auf die neue Hansa-Lektüre machen sollten.

Pokalfinale 1987: Mit legerer Shorts am Kofferradio

Mit Schmackes drehte Achim am oberen Knopf des silberfarbenen Kofferradios „Stern Elite“ und rückte seine arg kurz geschnittene Jeansshorts zurecht. „So, Kinners, jeht los! Hansa spielt! Bärbchen, hol bitte mal noch ne Kanne Kaffee. Biste so lieb?“, rief er und lehnte sich genüsslich zurück. Zu sechst saßen sie auf der Terrasse der Datsche ganz „jwd“ vor den Toren Berlins beisammen, um der Radioübertragung des 36. FDGB-Pokalfinales in guter Gesellschaft beizuwohnen. Achim wuchs als Kind an der Küste auf, zog dann jedoch später mit seinen Eltern nach Berlin. Die Liebe zur Küste hielt, und seit jeher drückte er dem F.C. Hansa Rostock fest die Daumen.

Mit auf der Terrasse saßen seine Frau Bärbel sowie die Freunde und Kollegen Manfred, Uschi, Udo und Cordelia. Das Wetter war an jenem 13. Juni 1987 eher gemischt, doch ließ es sich Achim nicht nehmen, im Feinripp-Unterhemd und „etwas“ leger sitzender Shorts im Campingstuhl zu fläzen. Die Kinder verspürten indes keinerlei Lust, die Live-Übertragung von Radio DDR 1 zu hören, vielmehr spielten sie im hinteren Teil des erstaunlich großen Gartens Verstecken hinter Komposthaufen und abgestellten Sauerkrautplatten.

In gewohnter abgeklärter Form übertrugen die beiden populären und beliebten Sportreporter Werner Eberhardt und Wolfgang Hempel das im Stadion der Weltjugend ausgetragene FDGB-Pokalfinale und ließen die Fußballfreunde vor den heimischen Radiogeräten im Detail wissen, was gerade auf dem Rasen und den Rängen geschah.

„ … Der Anstoß erfolgte äußerst pünktlich hier im Stadion der Weltjugend vor 45.000 Zuschauern beim 36. Finale der Mannschaft des, wie man das immer so schön sagt, Favoriten Lok Leipzig gegen den, wie man immer sagt, Außenseiter aus Rostock. Aber die Rostocker haben auch einen starken Anhang mit hier, und bei der Vorstellung der Mannschaft bekam sie schon viel Beifall, und da gibt es eben den ersten Schuss. …“

Interview mit Jens (Paddenwirt): Seit 1965 bei Hansa am Start

Marco: Ist es eigentlich festzumachen, wann dein erstes Hansa-Spiel war? Du warst ja noch ziemlich klein.

Ja, das ist schwer zu sagen. Aber was sich damals zu früher Kindheit eingeprägt hatte, war ein Heimspiel gegen Wismut Aue. Das müsste 1968 gewesen sein. Das blieb in Erinnerung, weil mein Vater mit seinem damaligen Moskwitsch einen Unfall auf dem Doberaner Platz hatte. Da hatte es meiner Mutter die Kniescheibe aufgedremmelt. Am Beifahrersitz des Moskwitsch war so nen Heizungslüfter, da ist meine Mutter mit dem Knie draufgeflogen, und dann war das ganze Knie offen. Dann haben wir die halbe Nacht in Rostock verbracht. Und dann ist mir aus jener Zeit noch ein Spiel in Erinnerung, als Gerd Kische vom Platz geflogen ist, weil er dem Schiedsrichter in den Arsch getreten hat. Das war ein Spiel gegen den BFC. Da hatten dann noch leichte Platzstürme stattgefunden. Da sind paar BFCer noch in den Familienblock rein, und mein Vater hatte etlichen Leuten noch ein paar Backpfeifen mit auf den Weg gegeben. Er hatte mich zwischen seinen Beinen zu stehen gehabt.
Später, als ich meine Lehre in Neustrelitz hatte, bin ich ne Zeitlang gar nicht mehr hingekommen nach Rostock. Mangels Mobilität. Dann kam die erste Liebe, da hatte man auch andere Sachen im Kopf, da wollte ich dann auch nicht zum Fußball. Als ich dann aber verheiratet war und in Stubbendorf gewohnte hab, da bin ich dann mit meinem Kumpel, der auch Hansa-Fan war, zu jedem Heimspiel mit nem Moped hin. Die Mopeds haben wir dann an der Roten Erde abgestellt. Die Leute aus der ganzen Region Malchin und Neukalen haben immer ihre Autos dort geparkt, und einer war immer der Doofe und durfte nix trinken. Der Rest war immer hübsch hammerhart. Wie das eben so ist …

Marco: Schöne Sache. Was denkst du? Welches war dein emotionalstes Spiel? War dieses noch zu DDR-Zeiten oder später?

Für mich war tatsächlich das emotionalste Spiel, als ich mit meiner Thai-Frau im Ostseestadion war. Sie war zuvor noch nie in einem Fußballstadion gewesen. Wir saßen beim Spiel gegen Greuther Fürth auf der Westtribüne. Meine Eltern hatte ich auch mitgenommen, und mein Bruder war auch das letzte Mal dort, bevor er gestorben ist. Meine Frau kannte das gar nicht, sie hatte die ganze Zeit auf die Süd geguckt. „Was passiert denn, wenn sie hierher kommen?“ Und dann hatte Hansa aufs Tor geschossen, der Ball ging ganz knapp über die Latte und das ganze Stadion sprang auf. Und als sich alle wieder hingesetzt haben, meinte meine Frau: „Kann ich das noch mal sehen?“ Um uns herum war ein mörderisches Gelächter. Ganz ehrlich, das werde ich nie vergessen.

Interview mit Olli Schubert: Besteckttaschen, TSG Bau und Bochum 99

Marco: Und wie schaut es mit dem Ferienlager aus? Durftest du in ein Betriebsferienlager fahren?

Olli: Ja, immer und immer sehr gern. Mein Vater hatte bei der Bagger-, Bugsier und Bergungsreederei (BBB) gearbeitet. Die haben an Fahrrinnen und Häfen gearbeitet. Also überall dort, wo unter unter Wasser etwas abgesaugt werden musste. Die hatten damals schöne Ferienlager. Ich war zum Beispiel zweimal in Kähnsdorf, das liegt in der Nähe von Potsdam. Einmal war ich in einem Ferienlager in der Tschechoslowakei, gleich in der Grenze bei Děčín, und dann noch in Rosenthal im Elbsandsteingebirge. Ach ja, und einmal war ich im Winterferienlager hier in Mecklenburg-Vorpommern in Malkwitz. Und durch dieses Ferienlager – gut dass du das Thema ansprichst – habe ich das legendäre Milka-Spiel gegen Werder Bremen verpasst. Damals im Februar 1990 wurde in Rostock der Grundstein für den Profifußball gelegt. Ganz ehrlich, das ärgert mich bis heute, dass ich damals das Spiel verpasst habe. Nicht, dass ich auch vom LKW ne Kiste Milka-Schokolade fangen wollte, vielmehr ist es der sportliche Wert. Die damalige Kooperation zwischen Rostock und Bremen wurde kritisch beäugt und dann relativ schnell auch wieder aufgelöst. Auf gut Deutsch stand im Vertrag drin: Bremen kriegt alle guten Talente von Rostock und alles was ein bisschen über 30 ist, kann dann unter Umständen nach Rostock abgegeben werden. Da hatten sich ein paar Leute dagegen gewehrt. Allerdings war das eine der Sachen, die mein Onkel gemacht hat. Mein Onkel war Schiffsmakler und er hatte gewusst, wie „der Westen“ funktioniert. Er hatte dann mit den Einnahmen dieses Spiels plus der Ablösesumme von Axel Kruse – er ist ja 1989 geflüchtet, hatte aber diesen neu eingeführten Amateurspieler-Status, und somit bekam man für ihn noch eine Ablöse – allen Spielern Zwei-Jahres-Verträge gegeben. Und deshalb ist diese Mannschaft nicht auseinander gefallen. Ganz im Gegensatz zu Dresden, zum BFC, Magdeburg, Jena und alle den anderen Oberligisten.

Mehr davon gibt es in Kaperfahrten II direkt beim Autoren.

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