Am späten Sonntagabend, übrigens dem 1. Advent, war nach zwei Minuten und sechs Sekunden Nachspielzeit, die sich Schiedsrichter Peter Sippel aus München leistete, der vierte Sieg in Folge perfekt. Der einstige Champinos League- und Weltpokalsieger Borussia Dortmund trat am 14. Bundesligaspieltag stark ersatzgeschwächt und mit einer 0:4-Blamage aus dem UEFA-Cup-Rückspiel im Rücken beim FC Hansa Rostock an. Rostock, ganz in blau spielend, startete zum dritten Mal in Folge mit der gleichen unveränderten Stammformation aus den vorherigen erfolgreichen Spielen. Nebenbei erwähnt, zuletzt gewannen die Blau-Weißen gegen die Borussen im Rostocker Ostseestadion am 12. März 2000, einem Sonntag, mit 1:0. Sollte es dazu wiederum kommen musste Hansa seinen Schwung aus den letzten Partien aufgreifen und den Schwarzgelben ordentlich zu setzen.
Die erste Halbzeit wurde dann aber zu einer sehr zerfahrenden Unterhaltungsshow, bei der auf beiden Seiten ein echter Denker und Lenker im Spiel fehlte. Bei den Gästen versuchte der Tscheche Rosicky mit seinem Partner Koller die Aktionen zu leiten. Auf Rostockerseite mühten sich Rydlewicz, Persson und Schultz um einen Spielaufbau. Doch sie zogen sich eher zurück und überließen den Westfalen die Geschicke. Zur Pause stand es nach Torschüssen 3:2 für die Hausherren, mit 53 zu 46 Prozent führten die Gäste bei den Ballkontakten.
Die zweiten fünfundvierzig Minuten eröffneten die Dortmunder mit einem Anstoß, der im Anschluss zur Ecke, von rechts, für blau führte. Thomas Schultz brachte den Ball herein, doch er geriet aus der Gefahrenzone. Abwehrchef Joakim Persson brachte daraufhin den Ball von links hoch in den Strafraum und erreichte somit am langen Pfosten den Eckeschützen der mit seinem Kopfball aus zwei Metern knapp über den Querbalken zirkelte. Nur zwei Minuten später setzte sich der Torschütze vom Schalke-Spiel, Raschi Tjikuzu schön auf der rechten Außenbahn durch und sorgte mit einer eher missglückten Flanke für Gefahr, der Ball senkte sich und strich dann aber doch über den Kasten von Keeper Weidenfeller. Im Anschluss daran wurde es auf der anderen Seite erstmals gefährlich. Lars Ricken stieß im Alleingang in den Rostocker-Strafraum auf Mathias Schober zu, verstolperte doch nur wenige Meter vor der Grundlinie, was mit einem Abstoß endete.
Nun drückte Hansa wieder in Richtung Führung. Das Dortmunder-Tor wurde unter Beschuss gesetzt. Was sich folgender Maßen abspielte. Marcus Lantz zieht ab, der Ball prallt an einem Dortmunder ab und gelangt zu Tjikuzu, der wiederum abzieht. Dieser Ball wird so von Thomas Schultz abgefälscht, dass er direkt zu Martin Max durchrutscht und so optimal aus fünf Metern durch unseren Torjäger versenkt werden kann. 1:0 nach 53. Spielminuten. Nach der Einwechslung von Ewerthon wird es nun auch auf der anderen Seite wieder gefährlich. Nach schönem Zusammenspiel auf halb rechts setzt sich der Neuling klassisch durch und zirkelt den Ball unhaltbar an den Innenpfosten zum 1:1 ins Tor. Nun drücken die Schwarzgelben. Der kleine Rosicky spaziert unbedrängt im Mittelfeld durch die Reihen und setzt den Schuss aus siebzehn Meter nur um Haaresbreite am Pfosten vorbei.
In der 84. dann wieder ein schön vorgetragener Angriff der Rostocker, der mit einem technisch sensationell ausgeführten Fallrückzieher durch Joakim Persson endet. Keeper Wiedenfeller konnte diesen ebenfalls glänzend von der Linie retten. Nur zwei Minuten später schwedischen Maßarbeit. Marcus Lantz spielt auf Persson, der den Ball hoch auf den eingewechselten Rade Prica hebt. Rade kommt mit dem Kopf an den Ball und verlängert ihn in die Spitze. Dort lauert wiederum Martin Max der mit rechts scharf abzieht und seine Arbeitsgerät sauber in der linken unteren Ecke unterbringt. Vierter Torschuss, zweites Tor. seine insgesamt zehntes Saisontor und somit der dritten Dreier in Folge für die zusammengeschweißte Truppe von Juri Schlünz. „Wer so kämpft wie wir, der hat auch das nötige Glück“ gesteht Urgestein Schlünz nach der Partie.
1. Bundesliga 2003/04, 14. Spieltag
FC Hansa Rostock – Borussia Dortmund 2:1 (0:0)
Rostock: Schober – Möhrle, Persson, Hill – Tjikuzu, Maul (86. Melkam) – Rydlewicz, Lantz, Schultz – Max, di Salvo (72. Prica).
Tore: 1:0 Max (54.), 1:1 Ewerthon (66.), 2:1 Max (87.).
Schiedsrichter: Peter Sippel (München).
Gelbe Karten: Max, Rydlewicz, Lantz, Schober – Ricken, Rosicky.
Zuschauer: 24.300 im Rostocker Ostseestadion.