Heimspiel im HANSA-Land

Unser HANSA-Kolumnist über sein Fußpils zum Stadion und einen besonderen Moment, wenn man die Schillingallee hoch läuft.

Moin, alles begann mit einem der vielen GDL-Streiks Anfang des Jahres. Im Januar hatte ich sowohl ein Bahn- als auch ein Ostseestadion-Ticket fürs Spiel gegen Elversberg. Und dann kam unter der Woche die Nachricht, dass die GDL nun erstmalig auch übers Wochenende streiken würde. Kurz danach kamen die Mails von der „DB-Reisebegleitung“, dass meine gebuchten Verbindungen hin und her nicht funktionieren und damit musste der Kurzbesuch bei den Eltern und im Ostseestadion gecancelt und verschoben werden. Also Kalender raus, Termine koordinieren, Spieltags-Terminierung herbeisehnen, Ostern raus rechnen, mit Eltern abstimmen und dann das Wiesbaden-Heimspiel-Wochenende planen. Nachdem ich das Bahnticket gebucht hatte, kam in den abendlichen Nachrichten nochmal so eine Meldung: „Bahn und GDL…“ {Und ich so: Nein, nicht schon wieder!?} „…haben sich geeinigt.“ {Boah, einatmen, ausatmen!} In der Zwischenzeit gab es die Tiefpunkt-Niederlage zuhause gegen Lautern, aber auch die beiden Siege gegen Braunschweig und Fürth (plus dem klaren 3:0 im Testspiel gegen Lübeck. Erwähnenswert, weil wir vor dieser Saison nur ein Unentschieden geschafft haben). Okay, zu Ostern war da noch das klare 0:2 gegen den Aufsteiger (da lege ich mich fest) Holstein Kiel. Ach ja, und unsere Nationalmannschaft ist jetzt bunt und gewinnt wegen Toni Kroos, Leverkusen ist auf beeindruckendem Meisterkurs, (fast) niemand hat Mitleid mit den Bayern und der 1. FCK steht im Pokalfinale.

Hierzu ein kurzer Nebengedanke: Ich bin echt gespannt, wie diese Saison für Lautern ausgeht? Im schlimmsten Fall steigen sie ab und werden Vize-Pokalsieger, einen Titel für den du nicht mal nen Blumentopf kriegst (und die ganze Region wird mal wieder sterben). Mal sehen.

Und damit zurück zu meiner Fahrt nach M-V. Unter der Woche sagte mir mein Bruder, dass er nun doch nicht mit zum Spiel kommt, weil er einen wichtigen Stammtisch nicht verpassen wollte. Also stellte ich das Ticket auf der HANSA-Börse ein und nach zwei Stunden war es verkauft. Donnerstagabend halb neun brachte mich meine Liebste zur Bahn und ich stieg in den Nacht-ICE nach Berlin. Allerdings ging irgendwo zwischen Dortmund und Bielefeld was schief, so dass ich am Ende nach 14 Stunden in meiner Heimatstadt ankam. Egal, Mittagessen mit den Eltern, eine Mütze Schlaf, Shirt und Schal an, das obligatorische Fußpils für die S-Bahnfahrt nach Rostock und dann am Bahnhof: „Endlich wieder nomaale Leute!“ (Hausmeister Krause, wer ihn noch kennt?). Ich weiß gar nicht, ob es den HANSA-Fans in M-V bewusst ist, aber sie haben es ganz schön gut. All die Vielen von uns, die irgendwo in Deutschland leben, können den Gedanken vielleicht nachvollziehen: Es ist so geil, quasi schon ab der eigenen Haustür (und bis zum Stadion) den Spieltag feiern zu können. Zwar geht es dabei immer zu laut, zu besoffen und mit schlechter Musik ab. Aber ich genieße es (man muss ja nicht mitmachen), nicht auf neutrales Outfit achten zu müssen, nicht ständig gucken zu müssen, wer steht da neben dir in der Bahn und den eigenen Schal nicht erst im Stadion umlegen zu können. Das ist auf meinen sonstigen HANSA-Touren Normalität, aber eben nicht hier im HANSA-Land. An der Parkstraße stieg ich aus, holte mir noch ein Bier bei „Pho 57“ und zog dann mit allen Anderen zum Stadion weiter. Hier gibt es noch so einen besonderen Moment, wenn man die Schillingallee hoch läuft, kurz vor der Uniklinik rechts abbiegt und plötzlich unsere Flutlichtmasten sieht. Seit meiner Kindheit fasziniert mich dieser Anblick – Sehnsuchtsort. Und da war es auch völlig egal, dass es nun anfing zu regnen. Ich musste an unser Aufstiegsspiel 2021 denken. Da hat es auch ziemlich geplattert und am Ende haben wir alle gefeiert. Damals gab es allerdings den tollen neuen Fanshop unter der Nord noch nicht. Der ist richtig gut geworden. Die Leute hinterm Tresen taten mir ein wenig leid, denn eigentlich wollten da drinne alle nur gucken und nicht kaufen. Aber das wusste man wahrscheinlich schon, als man den Raum konzipiert hat. Ich war diesmal recht früh am Stadion, darum konnte ich die wuselige Atmosphäre vorm Spiel so richtig genießen. Dabei fielen Einem viele gelb-rot-gekleidete Menschen auf, da „Deutsche Post-DHL“ mit viel Aufwand um neue Mitarbeiter warb. Eine Premiere hatte ich für dieses Spiel auch noch vorbereitet. Nachdem beim letzten Besuch die jahrelange „Niederlagen-frei-Serie“ von meinem Bruder und mir gerissen war, ging ich zum ersten Mal in Block 1+2 (statt 8+9), dem sogenannten Studentenblock. Und ich kann nur sagen, dass die geile Stimmung während des Spiels auch bis in die hinterste Ecke unterm Dach zu spüren war. Zum Spiel selbst haben Andere schon alles berichtet und ich werde jetzt nicht wieder den Mecker-Onkel rausholen (obwohl es immer noch viele Baustellen gibt). Als endlich das 3:1 fiel, gab es schlichtweg nichts mehr zu meckern!

Am nächsten Tag saß ich schon wieder im Zug nach Hause. Dabei verfolgte ich im Liveticker die Spiele unserer Kontrahenten und freute mich über die Niederlage von Lautern sowie das Unentschieden von Magdeburg (und die Siege von Heidenheim und Mannheim). Während ich das hier schreibe, laufen die Sonntagsspiele und da liegt zumindest Braunschweig hinten (während Schalke in Hannover noch führt). Natürlich weiß ich, dass es kein guter Stil ist, sich über Niederlagen Anderer zu freuen. Aber im Sport (anders als im Leben) geht es nun mal ums Gewinnen. Und wenn Einer gewinnt, verliert jemand Anderes. Mir wäre es lieber, unser Saisonverlauf wäre so gewesen, dass man nicht nach den Anderen gucken muss, aber das ist bei HANSA wohl ein utopischer Gedanke. Also schauen wir auch bei den nächsten Spielen nicht nur auf uns aber freuen uns darüber, dass wir den Klassenerhalt noch komplett aus eigener Kraft schaffen können (nachdem wir schon, keine Ahnung wie oft, abgeschrieben waren). Und wenn ich am vorletzten Spieltag auf Schalke dabei bin, dann feiern wir am Ende wieder, wie letzte Saison in Nürnberg.

AHU und Sport frei
vom Rhein an die Ostsee
Olaf Peters

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Von Olaf Peters

Olaf Peters, Jahrgang 1971, war mit sieben das erste Mal im Ostseestadion und leidenschaftet seit dem mit unserem FCH.

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