Textilvergehen: Wir sind besser geworden!

Die Macher vom Blog textilvergehen.de schreiben, fotografieren und podcasten seit 2007 unter dem Motto „Hauptsachen. Nebensachen. Anziehsachen.“ und über Union Berlin. Vor dem Derby gegen den FC Hansa Rostock sprachen wir mit Steffi und Sebastian über das Duell beider Clubs, ungeliebte Stadionnamen, inoffizielle Maskottchen, ein mögliches Saisonende und die Anziehsachen.

Die Macher vom Blog textilvergehen.de schreiben, fotografieren und podcasten seit 2007 unter dem Motto „Hauptsachen. Nebensachen. Anziehsachen.“ und über Union Berlin. Vor dem Derby gegen den FC Hansa Rostock sprachen wir mit Steffi und Sebastian über das Duell beider Clubs, ungeliebte Stadionnamen, inoffizielle Maskottchen, ein mögliches Saisonende und die Anziehsachen.

Der Begriff Textilvergehen sieht, im Gegensatz zu eurem Blog, auf den ersten Blick nicht nach Fußball aus, es steckt aber manchmal welcher drin. Wie kamt ihr auf die Idee und wer oder was steckt wirklich dahinter?

Steffi: Ich wollte über Fußball schreiben, ich habe also schon nach einem Fachbegriff aus dem Bereich Fußball gesucht. Es sollte aber nichts sein, was ständig benutzt wird, eher etwas Ausgefallenes, Ungewöhnliches, das man sich genau deshalb merkt. Im Rennen waren damals Rudelbildung und eben Textilvergehen. Das ist beides sehr bildhaft, finde ich. Auch dann noch, wenn man es aus dem Zusammenhang reißt. Gefällt mir immer noch gut.

Was verbindet euch mit dem 1. FC Union Berlin?

Steffi: Mehrere Abstiege, mehrere Aufstiege, und Gottseidank gelegentlich auch Klassenerhalt. Mir ist im Fußball das Umfeld wichtig, und bei Union habe ich eines gefunden, das zu mir passt, oder in das ich hineinpasse. Man kann das Fußballkultur nennen, oder Fankultur.

Sebastian: Wir haben eine Weile gebraucht. Union und ich. In den 1990ern wollte der Funke nicht so recht überspringen. Das war irgendwie zu trostlos. Der traurige Höhepunkt ein Benefizspiel zwischen Hertha und Union im Olympiastadion vor 800 Zuschauern. Sagt alles über Berliner Fußball in den 90ern Dann doch lieber Bundesliga schauen. 1999 zündete es dann. Ein tiefes inniges Gefühl der Zuneigung verbindet uns. Verständnis. Wenn ich mir eine Vereinskultur malen sollte, wäre es fast genau diese.

Union verkauft seit Neuestem seine Seele. Aber nicht an jeden! An wenn dann? Was haltet ihr von der Aktion und seid ihr schon stolze Stadionbesitzer?

Steffi: Die Zeichnungsfrist beginnt ja erst am 1. Dezember. Klar, wir werden versuchen, eine Aktie zu kaufen. Die Aktien werden nur an Mitglieder und Sponsoren verkauft. Also an Leute, die sich für die Alte Försterei engagiert haben oder engagieren wollen. Man kauft letztlich ein Mitbestimmungsrecht. Das erscheint im Nachhinein so konsequent, so einfach, so logisch, dass man fast fragen will, warum das nicht alle so machen, die es mit ihrer Fanbasis ernst meinen.

Sebastian: Kommunismus mit Mitteln des Kapitalismus. Das ist die Dialektik von Dirk Zingler. Finde ich gut.

In Rostock zeigte sich 2007 Unmut gegen den Verkauf des Stadionnamens. Geändert hat es nichts. Wie haltet ihr es mit der Tradition an der Wuhlheide?

Steffi: Den Unmut verstehe ich gut. Der Stadionname ist unverkäuflich, bzw. er sollte es sein. Habt ihr den Kinospot gesehen, mit dem die Alte-Försterei-Aktie beworben wird? „Wir machen das mit den Fahnen.“ Das ist eine sehr klare Position, die Unions Präsident Dirk Zingler da bezieht. Einer von vielen Gründen, warum er unter den Fans einen so starken Rückhalt hat. Ich sag übrigens immer noch Ostsseestadion, wenn ich von eurem Stadion rede. Auch, weil man die ganzen Banken- und Versicherungsarenen anders kaum unterscheiden kann.

Sebastian: Unmut? Nur Unmut? Ich kann den Verkauf von Stadion-Namen überhaupt nicht nachvollziehen. Wenn der Verein ein Franchise wäre, okay. Aber er hat doch eine Seele, eine bestimmte Kultur. Die wird radikal verändert, wenn der Stadion-Name „verkauft“ wird.

Von der Tradition in die Gegenwart. Am Freitag treffen zwei ehemalige Ost-Vereine aufeinander. Hält sich der Mythos des Ost-Derbys für euch und was ist das Besondere an diesen Begegnungen?

Steffi: Puh! Mit dem Begriff Ost-Derby habe ich erhebliche Schwierigkeiten. Ich finde ja, die Wende ist lange genug her. In der jetzigen Besetzung beider Mannschaften in allen ihren Teilen ist es absurd, das überhaupt zu thematisieren. Mit dem Anhang ist es ähnlich: Finde mal in Berlin einen echten Berliner. Und warum ist ein Spiel innerhalb Berlins kein Ostderby, obwohl das als vermutlich einziges Spiel diese Bezeichnung sowohl politisch als auch geografisch verdient hätte?! Ich glaube, einige Vereine haben schlicht ihre Fanszene nicht im Griff. Das gilt aber nicht nur für Dresden, Rostock, Erfurt und Magdeburg. Und gerade die Beispiele Dresden/Dortmund oder Rostock/St.Pauli zeigen, dass bestimmte Kollisionen offenbar nichts damit zu tun haben, dass es gegen eine Ostmannschaft geht. Insofern: Die Begegnungen, die Du Ost-Derby nennest, sind für mich Fußballspiele wie alle anderen auch. Und das ist eigentlich etwas Gutes, denn es bedeutet auch, dass man diesen ostigen Kellerkindgeruch abgelegt hat.

Sebastian: Ost-Derby? Das sind doch diese Veranstaltungen, wo Wende-Verlierer aufeinandertreffen, oder? Im Ernst: Ich identifiziere Union als Berliner Verein und nicht als Ost-Verein. Dieser Präfix Ost hat erstens eine negative Konnotation und zweitens beschleicht mich immer das ungute Gefühl, dass mit Ost eigentlich DDR gemeint ist. Damit habe ich wirklich nichts zu tun. Und gerade in Berlin spielt es keine Rolle, wo jemand her kommt.

Die einzige Bedeutung, die diese Spiele für mich haben ist die Aufstellung einer Regel, die ich mir selbst auferlegt habe: Ich besuche aus Prinzip keine Auswärtsspiele von Union in Neufünfland mehr. Der Grund sind negative Erfahrungen bei der Anreise und die Behandlung durch einheimische Fans oder Polizisten. Das macht mir keinen Spaß. Deshalb klemme ich mir solche Veranstaltungen prinzipiell. Bei Heimspielen verzichte ich darauf, meine Kinder mit ins Stadion zu nehmen, nachdem der erste Besuch mit Sohn eine Spielunterbrechung wegen Raketenbeschuss aus dem Gästeblock von Rot-Weiß Erfurt auf dem Menü auswies.

Mit Christian Beeck, bekannt aus Rostocker Bundesliga-Zeiten, gehen die Köpenicker seit Mai getrennte Wege. Was waren die Gründe für die Trennung zugunsten der Neuausrichtung?

Steffi: Ich kann auch nur die offizielle Begründung wiedergeben. Man wollte und musste die kaufmännische Kompetenz stärken und hat mit Nico Schäfer einen Kaufmann eingestellt. Die Kompetenzen von Christian Beeck lagen eher im sportlich-organisatorischen Bereich. Und ich halte ihn nach wie vor für einen exzellenten PR-Mann. Aber das war eben nicht das Profil, das der Verein in dem Moment brauchte. Es mögen außerdem persönliche Gründe eine Rolle gespielt haben. Aber das ist spekulativ.

Sebastian: Ich mag Christian Beeck sehr. Aber er hat wohl nicht mehr in das Team gepasst. Das gibt es. Wir, auch Christian Beeck, hätten uns sicher einen anderen Abgang gewünscht.

Ein gebürtiger Rostocker wurden bei Union „nacheinander Stammspieler, Publikumsliebling, Kapitän” und „Unioner des Jahres” (immerunioner.de). Welche Gedanken habt ihr an ihn?

Steffi: Steffen Baumgart ist unser inoffizielles Maskottchen!

Sebastian: Wer Steffen Baumgart nicht mag, hat kein Herz.

Die Eisernen verleihen in dieser Serie auswärts ihrem Namen nicht alle Ehre, die Hanseaten lieben Unentschieden. Wie lautet eure Spielprognose?

Steffi: Wir sind besser geworden! Deshalb durchbrechen wir die Serie und John-Jairo Mosquera schießt drei Tore. Hm, na vielleicht doch nicht. Eine Mannschaft, die zu Hause und gegen den Abstieg kämpft, darf man nicht unterschätzen. Ach was, ich leg‘ mich fest: Union gewinnt.

Sebastian: Union gewinnt. Ganz klar. Die Mannschaft ist deutlich eingespielter als Rostock, individuell stärker und auch erfahrener. Rostocks Chance liegt darin, das Spiel von Rot-Weiß Essen zu kopieren.

Derzeit platziert sich die Neuhaus-Elf in der oberen Tabellenhälfte, wohin führt die Reise bis zum Saisonende?

Steffi: Nicht weiter. Bei uns sind alle glücklich, wenn wir die Klasse halten und dabei unter die ersten zehn kommen. Der Verbleib in der 2. Liga ist für uns noch lange keine Selbstverständlichkeit.

Sebastian: Obere Tabellenhälfte und damit nächstes Jahr noch mehr Geld aus der TV-Verwertung erhalten. Es muss nicht immer Schampus sein. Mir reicht Kartoffelsalat mit Bockwurst.

Alles auf Anfang, das Beste zum Schluss. Wie gefallen euch die aktuellen Anziehsachen beider Mannschaften?

Steffi: Langweilig, beide. Aber ich weiß jetzt, wer dran Schuld ist! Die Vorgaben, wie Trikots zu sein haben, kommen von der Liga. Die Grenzen des Erlaubten sind leider sehr eng, die Designer können da nicht viel machen.

Sebastian: Es war nicht alles schlecht.

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Von Martin Schuster

Martin ist seit den 1990ern Hansa-Fan und gründete 2001 das Online-Magazin HANSA NEWS, welches er bis heute betreibt.

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