Stürmische Zeiten auf der HANSA-Kogge

Unser HANSA-Kolumnist schreibt zum Jahresende 2023 über die stürmischen Zeiten auf der Kogge von Hansa Rostock.

Moin, kurz vor Weihnachten und Silvester, also der Zeit im Jahr in der sich nun wirklich jeder auf die eine oder andere Art und Form und Weise nach Ruhe und Frieden, nach Licht am Ende des Tunnels, ja irgendwie nach Liebe sehnt, da wird man ja immer ein wenig froher und sanfter, aber nicht als HANSA-Fan! Denn was wir in den letzten Wochen schon wieder alles erlebt haben, ist viel zu viel für eine Kolumne und sorgt für das Gegenteil von Sanftmut und Fröhlichkeit. Ein, quasi symbolischer, Tiefpunkt dabei war für mich die Tagesschau am Samstagabend. Nachdem die üblichen, üblen Nachrichten zu Kriegen, weltweiten Krisen und unfähigen deutschen Politikern durch waren, kamen die obligatorischen zwei Kurzberichte über Bundesligaspiele und dann, statt des Wetters, erstmal noch die Nachricht, dass HANSA-Fans am Freitagabend in Paderborn „Krieg geführt haben“. Toll, dachte ich, endlich mal wieder bundesweite Aufmerksamkeit. Und womit?! Die Ticker-Nachrichten vom 0:3 am Vorabend waren schon deprimierend genug, aber jetzt kriegt auch noch der gelangweilte Tagesschau-Gucker erzählt, was wir für böse Jungs sind. Und da stand man dann wieder in dieser Soße aus Wut und Unverständnis, aus Fremdscham und persönlich empfundener Schmach, zum Kotzen. 

Nun ist es ja (leider) so, dass man als HANSA-Fan so etwas nicht zum ersten Mal erlebt (und sich hätte schon längst dran gewöhnen können), aber mich zumindest haut es dann doch immer wieder um. Ich denke an Abstiege aus der 1. bis in die 3. Liga, an eine Fast-Insolvenz, an Geisterspiele im Ostseestadion (lange vor Corona), an den Gedanken die Südkurve aufzulösen, an Grottenkicks und glücklose Trainer und und und. Wir haben echt schon ein Haufen Scheiße hinter uns. Und wie es scheint auch wieder vor uns. Aber woraus besteht die Scheiße eigentlich, in der wir gerade stecken? Klar, sportlich gehören wir im Moment zu den Loosern (was Vielen wirklich gut gefällt). Das ist bei HANSA nichts Neues. Und ansonsten? In allen bundesweiten Artikeln die ich lese (und die scheinbar alle voneinander abgeschrieben sind), geht es um drei Spiele, bzw. Aktionen um diese Spiele herum: Die Heimspiele gegen die Braunen aus Hamburg und Schalke sowie das letzte Spiel in Paderborn. Die Botschaft ist darin immer gleich: „Ausschreitungen durch Rostocker Fan-Szene“ (kicker.de) Was war denn aber genau los bei diesen Spielen? Da war die Plattenbau-Choreo mit dem Sonnenblumenhaus und ordentlich Pyro auf beiden Seiten (Nach dem Spiel gab es außerhalb des Stadions noch Verletzte durch Steinwürfe, dazu gleich nochmal). Von größeren „Ausschreitungen“ keine Spur, stattdessen, in einer Art Schnappatmungs-Reaktion, die Behauptung diese Choreografie würde menschenverachtende, rassistische und brutale Ereignisse aus den Anfängen der 1990’er Jahre verherrlichen. Ich finde unser Verein hat durch das Interview mit dem kompetentesten und authentischsten Zeugen zu diesem Thema (Dr. Wolfgang Richter) alles richtig gemacht. Und die Logik die hinter dem Vorwurf steht, ist ziemlich absurd: In der Geschichte eines Hauses ist etwas Schreckliches passiert und darum ist das Haus auf ewig geächtet. Was ist denn dann mit dem Münchner Hofbräuhaus, dem Kölner Dom oder dem Brandenburger Tor? Ehrlich, wenn ich Fotos von Lichtenhagen ’92 sehe, schäme ich mich bis heute (obwohl ich nicht dabei war) und trotzdem hat niemand das Recht, allen die heute dort leben zu unterstellen, dass sie Nazis sind! („Sie kennen von dir nur dein brennendes Haus…“ Marteria). Zum Spiel gegen Schalke: Wieviele Handyvideos gibt es eigentlich im Netz, die zeigen, wie Schalker in aller Seelenruhe (und unter Beobachtung unserer Security) eine Sicherheitsscheibe zertrümmern? Diese bescheuerte Aktion führte zur (Un-)Sicherheitslage mit ner halbstündigen Spielunterbrechung. Auch hier waren keine „Ausschreitungen“ von HANSA-Fans zu sehen. Und nun zum Paderborn-Spiel bei dem es wirklich Ausschreitungen gab. Es war das erste Spiel des „Wir sind nicht Teil eures Deals“-Spieltages und wahrscheinlich dachten sich einige auf der blau-weißen Seite, da muss es gleich richtig krachen. (Was viele Fanszenen genauso sahen. Unter einem Insta-Post fand ich sogar nen Pauli-Fan, der seinen Respekt ausdrückte!) Aber ich bleibe dabei: Pyro, die den Block verlässt, ist Scheiße. So wie Raketen, die im Mittelkreis landen! Spielunterbrechungen kriegen andere mit Tennisbällen oder Schokotalern hin. Wir haben schon Fische geworfen und Herbstlaub ins Stadion geschleppt. Warum wird bei uns immer mit dem „Holzhammer“ und nicht mit Verstand gedacht? Warum sind Humor, Ironie oder Sarkasmus in unserer Fanszene Fremdwörter? Und wo bitteschön ist unsere nordische Gelassenheit? Steine zu schmeißen, die Privatautos treffen und Kinder verletzten. Über den Zaun klettern, um einem alten Paderborn-Fan die Schädel einzuschlagen, nur weil er, ja was denn?, die ganze Zeit gepöbelt oder den Mittelfinger gezeigt hat?! Sowas geht einem doch am Arsch vorbei! Und sich wegen einem Honk der, aus welchen Gründen auch immer, nicht reinkommt, mit ner ganzen Hundertschaft anzulegen und den ganzen Gästeblock auseinander zu nehmen, das grenzt an komplette Verblödung. Habt den Arsch in der Hose und geht auf der Wiese in nen ehrlichen Fight, aber lasst unsere Farben, und uns, in Ruhe! Gerade habe ich die „Positionierung des F.C.HANSA“ zu der ganzen Scheiße gelesen: Niemand ist größer als der Verein! Was auch immer das genau bedeutet, aber es ist richtig!

So, „ich habe fertig“ und danke Allen, die bis hierher durchgehalten haben, das musste einfach mal raus… Obwohl, nun muss auch noch das heutige Weihnachtssingen im Ostseestadion wegen Sturmwarnung ausfallen. Wie schrieb jemand in die Kommentare?: „Tja, sind halt stürmische Zeiten bei uns“. Recht hat er, aber dafür haben wir ja ne Kogge. Ich wünsche Allen weihnachtliche Besinnung und einen guten Start ins neue Jahr. Wir sehen uns im Januar in Nürnberg, die Tickets sind heute gekommen.

AHU und Sport frei
vom Rhein an die Ostsee
Olaf Peters

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Von Olaf Peters

Olaf Peters, Jahrgang 1971, war mit sieben das erste Mal im Ostseestadion und leidenschaftet seit dem mit unserem FCH.

18 Kommentare

Hallo Olaf. Ich habe den Artikel mehrfach gelesen und kann der Analyse zustimmen. Vielleicht wäre es zukünftig sinnvoll, dem einen oder anderen „Fan“ auf seinen IQ-Gehalt zu prüfen. Was man da manchmal so hört und sieht vor Ort, einfach nur peinlich. Einige scheinen nicht bis drei zählen zu können. Und die Bemerkung, dass der Fanszene der Humor, Ironie und Sarkasmus fehlt, kann ich dick unterstreichen. Aber was mich am meisten stört, ist die Tatsache, dass HANSA auswärts immer mit einer tollen Anzahl an Fans begleitet wird. 100-150 Vollpfosten beschämen unseren Verein allerdings massiv und die anderen Fans schauen teilnahmslos zu.
Erbärmlich.

Super geschrieben Olaf… es ist leider seit Jahren schwer ein bekennender Hansa Fan zu sein.
Es muss einfach gelingen, diese Minderheit von Chaoten irgendwie zu isolieren, denn nur in ihrem Herdenversteck sind die so „mutig“.
Wie lange noch werden diese Bekloppten von der umgebenden Fanszene gedeckt und geduldet ? … bis der Verein tot ist ????
Ich wünsche mir im neuen Jahr auch von unseren Profis eine Reaktion mit Herz und Leidenschaft für Hansa auf dem Spielfeld… wer das nicht will oder kann soll schnellstens verschwinden.
Einen guten Jahreswechsel und einen erfolgreichen Start in 2024 wünscht allen
Kalle aus Berlin

Hallo, bin seit meiner Kindheit Hansa-Fan, also über 50 Jahre, und schäme mich einfach nur. Mit dem Spruch einmal Hansa immer Hansa kann man mich auch nicht mehr begeistern.

Ich bin 1967 geboren, bin ein Berliner Hansa-Fan, wohne fast am Alex, bin seit 1990 Hansa-Fan, aber das, was die Chaoten da immer wieder treiben ist einfach nur unter aller sau!! Hansa steht schon seit Ewigkeiten fast nur mit negativen Schlagzeilen in den Medien!!

Ich bin Baujahr 68 und seit meiner Kindheit Hansa-Fan. Ich habe schon Jahros, Schneider und Zachhuber spielen sehen. Was in letzter Zeit bei diesen sogenannten Fans abgeht, kotzt mich einfach nur an. Da werden die eigenen Spieler mit Raketen befeuert. Das sind keine Fans, dass sind Assoziale, die richtig bestraft werden sollten. Ich wohne seit 20 Jahren im Westen, jeder auf Arbeit weiß, dass ich ein absoluter Hansa-Fan bin. Als ich nach dem Paderborn-Spiel, am nächsten Tag auf die Toilette gehen wollte, baten mich die Kollegen, nicht die kompletten Sanitäranlagen kaputt zu schlagen. Das ist der Ruf, den wir wo anders haben. Ich habe das Paderborn-Spiel im Fernsehen verfolgt, nach der zweiten Unterbrechung habe ich abgeschaltet. Ich habe mich einfach nur geschämt. Ich habe Hansa in meinem Herzen und hoffe, dass endlich was gegen diese Idioten unternommen wird, sonst wird unser Verein nicht mehr lange existieren.

Ich war schon HANSA-Fan, da trugen noch Gerd Kische und Achim Streich die Kogge über dem Herz. Was aber diese sogenannten „Fans“ seit Jahren unserem Verein (leider) ungestraft antun, ist nur noch unerträglich. Ich wette, dass auch die jüngsten Ereignisse letztendlich wieder keinerlei persönliche Konsequenzen für einen dieser Vollidioten nach sich ziehen werden.

An die Chaoten da draußen: Das sind 💙🤍❤️ die Farben in meinem Herzen und das – *F.C. Hansa Rostock* – der Name auf meiner Brust, hört auf es zu beschmutzen.

Diesen Artikel unterschreibe ich sofort. Mich ärgert immer wieder, daß diese Chaoten, die unserem F.C.Hansa so massiv schaden, als Fans bezeichnet werden. Ein echter Fan unterstützt seinen Verein und schadet ihm nicht.

Hallo
Ich bin Baujahr 66 und seit über 30 Jahren Hansafan, habe also einige Höhen und Tiefen miterlebt. Meiner Meinung nach, kriegst diese Chaoten unter anderem über die Geldbörse in den Griff. Das heißt, sobald die identifiziert sind müssen die eine Rechnung von 10000 Euro erhalten und obendrauf noch die Strafen, die der Verein aufgebrummt bekommt.
Sollte das im Rahmen des möglichen sein, wäre es denkbar, dass sich andere dann überlegen Randale zu machen. Das gilt nicht nur für die Chaoten die sich Hansafans nennen, sondern für alle Bundesweit.
Nur eine mögliche Maßnahme.

Recht haste, leider gibt es, gerade im Bereich der Südkurve, zu viele, mit luftleeren Raum zwischen den Ohren.
Was wir (als Hansa-Familie) schon miterlebt haben, was wir (als Hansa-Familie) schon zahlen mussten.
Es grenzt schon an Selbstzerstörung, was diese Spinner immer und immer wieder auf dem Rücken DER FANS veranstalten.
Sollte ich einen von diesen Typen, die sich ja meist im Dunkeln verstecken, erkennen, dann weiß ich nicht was passieren wird…

Wirklich ein sehr gut geschriebener Beitrag. Sehr realistische Einschätzung die ich gern teile. Wenn bei unserem FCH ein Krümel fällt ist für andere gleich ein ganzer Kuchen gefallen. Aber das sind wir doch mittlerweile gewohnt.
Liebe Weihnachtsgrüße und einen guten Rutsch ins 2024 Sven AHU

Danke Olaf, du bringst es völlig auf den Punkt. Wenn wir uns in der Öffentlichkeit als dämliche Vollpfosten bloßstellen, muss man auch so ne Schande ertragen. im übrigen, mit der Zerstörung fremden Eigentums, schadet man den Verein, da dieser den sinnlosen Zerstörungstrieb bezahlen muss.

Jo. Auch von mir Danke! – Über die Plattenbau-Choreo und das Schalke-Spiel wurde genug falsches in den Medien geschrieben. Das Paderborn-Spiel allerdings war für viele Hansa-Fans sicher der Tiefpunkt des Jahres. Mir tut es vor allem für die vielen jungen Fans leid, die mit Papa ins Stadion gehen und sich sowas ansehen müssen… Leider fühlt sich die Lage aussichtslos an. Vernunft kann man nicht erzwingen. Wünsche uns trotzdem eine hoffentlich versöhnliche Rückrunde.

Grüße aus Wels in Österreich.

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