Am 21. Mai 2016 feierte Hansa Rostock, gegründet 1965, endlich seinen 50. Geburtstag nach. Gespickt mit einem bunten Rahmenprogramm, sollte es am späten Nachmittag für die Profis gegen Union Berlin gehen. Aber dieses Spiel soll nicht Inhalt dieses Artikels werden. Im Vorfeld des Spiels gab es das Duell der Hansa-Fanelf gegen die Hansa-Oldies welche mit vielen ehemaligen Helden der 90er aufliefen. Auch die Fanelf erhielt Unterstützung von diversen Hansa-Kickern, darunter auch ein echter Promi. Jens Kunath sollte im Tor mit aushelfen. Nicht zu vergessen unser Coach Jürgen „Fluppi“ Decker.
Auch ich hatte einen Platz in der Fanelf gewonnen. Angemeldet für die Torwart-Position, setze ich mich einem 4-wöchigen Powertraining aus. Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung, ging es um 13:30 Uhr in den Nachwuchstrakt zum umziehen. Entweder sind Jungs/Männer bessere Schauspieler oder sie haben wirklich die Ruhe weg. Uns drei Mädels ging in diesem Moment schon etwas die Muffe und die Aufregung wurde immer größer. Das Outfit für den einen oder anderen fiel dann auch etwas knapp aus. Nachdem Mann und Frau ihre Freizeitkleidung mit der sportlichen getauscht hatten, wurde die Aufstellung besprochen. Die Startformation bestand sowohl aus Fans als auch aus Ü40-Kickern.
Bewaffnet mit Getränken und Bällen ging es dann ins Ostseestadion und auch prompt raus auf den Rasen. Aufwärmen war angesagt. Dehnen, laufen, Passspiel etc…. ich glaube, nicht nur ich war danach schon fertig. Zurück in den Katakomben unseres Stadions nahmen wir Aufstellung für den großen Moment. Dann war es soweit. Nacheinander liefen wir mit unseren Auflaufkindern auf den heiligen Rasen. Ich hatte nur einen Gedanken im Kopf: „Hoffentlich stolper ich nicht“. Die ersten „Shake Hands“ mit den Stars zauberten nur noch ein Lächeln ins Gesicht. Dieses durfte man gleich beibehalten, denn die Mannschaftsfotos standen an.
Zu Beginn der ersten Halbzeit übernahm Markus Kaiser den Part im Tor und ich testete die schöne Hansa-Bank. Lange erholen war aber nicht drin. Erneutes Aufwärmen und Warmschießen und nach 15 Minuten bei einem Stand von 4:0 für die „Profis“ kam mein Moment. Für den Rest der ersten Halbzeit durfte ich das Tor vor der Süd hüten. Da wir alle unsere ehemaligen Schweden sehr mögen und verehren, durfte Peter Wibran vor Ender der ersten Halbzeit auch nochmal einnetzen. Mit einem 5:0 ging es in die Pause.
In der Halbzeit war die Devise trinken, trinken, trinken und Sauerstoff, Sauerstoff, Sauerstoff. Anweisung vom Coach, du bleibst im Tor, erhöhte erneut den Adrenalinpegel.
Wie es sich gehört, stand nun der Seitenwechsel an. Da ich wusste, dass auf der Nord ein paar meiner Freunde und „Fans“ sitzen ging es in Profimanier im Laufschritt und Applaus Richtung Nord. Im Leben hätte ich nicht damit gerechnet, dass sich ein Großteil der Nord mit einem Gegenapplaus bedankt. So fühlt sich Profidasein an, erhöht aber den eigenen Druck ungemein.
Drei Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als Frank Habermann mir keine Chance ließ. Ich bin eben kein „Schuh“ und auch kein „ Neuer“. Es dauerte erneut nur 2 Minuten bis Dexter Langen auf mich zulief. Oh Gott ist der groß, oh Gott ist der schnell…. und dann verwandelte er auch noch gegen meine Laufrichtung. Bei einer Größe von zwei Metern, hätte ich ihn vielleicht gehabt. Trotzdem gab es danach aufmunternde Worte von ihm. Es sollte auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Dexter Langen vor mir auftauchte. Aber beim zweiten Mal war ich der Sieger oder eben die Siegerin. Dieses war nicht meine einzige Glanztat. Kurz vor meiner Auswechslung erhöhte dann Thomas Reif noch auf 8:0. Denn Rest des Spiels übernahm Jens Kunath den Platz zwischen den Pfosten und hielt den Kasten sauber. Ich bin mit „nur“ vier Gegentoren sehr zufrieden und meine Albträume von zweistellig sind nicht wahr geworden. Die Fanelf spielte inzwischen auch mit einem Mann bzw. einer Frau mehr. Unser Coach Jürgen Decker wollte unbedingt noch ein Tor sehen und so ging er Richtung Siegfried Gensich und brüllte: „Eh, lass mal einen rein“. Und so sollte es drei Minuten vor Ende, doch noch mit dem Ehrentreffer durch Mario Krummheuer klappen. Kurz danach beschloss unser Trainer, die Spielregeln erneut etwas zu ändern. Am Ende stand der komplette Kader der Fanelf auf dem Rasen, ein weiteres Tor sollte aber nicht fallen.
Nach dem Abpfiff gab es nochmal ein großes Händeschütteln mit allen Stars. Mein persönliches Highlight waren dann die Worte von Dexter Langen, der mich für meine starke Parade lobte und mein ganz persönliches Geschenk von Thomas Doll. Bereits im Spiel deutete er an, dass er sein Trikot loswerden möchte. Stand er doch plötzlich im Strafraum und lupfte sein Trikot nach oben. Oder was es nur ein Ablenkungsmanöver? Dieser Tag bzw. dieses Ereignis wird uns den Rest des Lebens begleiten und ist einfach unbeschreiblich gewesen.
Das Spiel der Hansa-Fanelf gegen die Hansa-Oldies
Hansa-Fanelf: Katja Jensen, Stefanie Lemnitzer, Claudia Schmidt, Jens Martens, Jörg Peisker, Frank Christian, Marco Arendt, Günter Stoll, Sebastian Glodeck, Mario Krummheuer, Marc Bölter wurden unterstützt von Markus Kaiser, Jens Kunath, Jörn Westphal, Maik Töllner, Mike Gerth, Joachim Gollnow, Dirk Zeiser, Holger Wilkens.
Hansa-Oldies: Siegfried Gensich, Martin Pieckenhagen – Dexter Langen, Heiko März, Martin Pohl, Andreas Jakobsson, Peter Wibran, Frank Rillich, Olaf Wagner, Thomas Reif, Bernd Wunderlich, Thomas Doll, Oliver Neuville, Steffen Benthin, Thomas Strehlow, Axel Weidner, Sören Albrecht, Frank Habermann, Peter Sykora, Kai Bülow, Volker Röhrich.
Tore: 1:0 Oliver Neuville; 2:0 Peter Wibran, 3:0 Bernd Wunderlich, 4:0 Steffen Benthin, 5:0 Peter Wibran, 6:0 Frank Habermann, 7:0 Dexter Langen, 8:0 Thomas Reif, 8:1 Mario Krummheuer.
Zuschauer: Zahlreiche begeistere Fans im Rostocker Ostseestadion.